Der Nachfolgende Artikel erschien im Deutschen Straßenverkehr 11/1957, wurde von Robin Günther zur Verfügung gestellt und von Ronald Gräfe webtechnisch aufgearbeitet..

 Unser Test

  Motorroller SR 56

  Wiesel

 vom

 VEB Industriewerk

 Ludwigsfelde


Dieser Aufsatz über den Motorroller "Wiesel" hat eine Vor-
geschichte, die sich über ein Jahr hinzieht. Wir wollen Sie
damit nicht langweilen. Eins nur zur Feststellung der Tatsachen.
Wir hatten bereits im Sommer vorigen Jahres einen Motorroller
"Wiesel" zum Testen bekommen, mußten aber die Testung dieses
Fahrzeuges ablehnen, da die Leistung des Rollers weit unter der
prospektmäßig angegebenen Nennleistung lag. Nachdem nun, wie
gesagt, ein Jahr vergangen ist, stellte uns der VEB
Industriewerke Ludwigsfelde erneut ein Testfahrzeog zur Verfügung,
und wir haben damit so viele Kilometer gefahren und so viele Proben
gemacht, daß wir jetzt gut und gern ein Urteil über diesen Motor-
roller abgeben können. Aus vielen Leserzuschriften
erkennen wir, daß es durchaus nicht nur die neuesten Fahrzeuge
sind, die draußen bei den Motoristen mit Interesse beachtet
werden. Eben diese Leserzuschriften gaben uns vor allem den
Anstoß, diesen "Wiesel"-Test doch noch zu schreiben.
Bevor wir zu den Fahreindrücken mit dem "Wiesel" kommen, erst mal
einige allgemeine Erklärungen und grundsätzliche Fest-stellungen.
Die Beurteilung eines Kraftfahrzeuges unterliegt mehr oder
weniger subjektiven Eindrücken. Wenn man von einer Voll-
schwingmaschine, wie zum Beispiel einer MZ ES, auf das "Wiesel"
umsteigt, wird man zu anderen Schlußfolgerungen kommen, als wenn
man von einer alten Starrahmen-DKW oder einem ähnlichen Hirsch-
zum "Wiesel" hinüberwechselt. Dieser Vorsatz ist
notwendig, um von vornherein Meinungsverschiedenheiten, die
schon aufgetreten sind, in Grenzen zu halten. Wir gehen aber doch
wohl nicht fehl in unserer Annahme, daß sich der größere Teil von
Motorroller-Benutzern aus einer Schicht von Menschen zusammen-
setzt, der erstmalig mit dem Motorroller ein Kraftfahrzeug besitzt.
Wir wollen also versuchen, vor allem bei der Beurteilung der Fahr-
eigenschaften, mit diesen Maflstäben zu messen.
Zuerst einmal hat ein Motorroller gegenüber dem Motorrad un-
bestreitbar einen ganz klaren, eindeutigen Vorteilt das ist sein
Schmutz- und Kälteschutz für Füße, Beine und zum Teil auch noch für
den Unterkörper, Das wird wohl auch mit der Hauptgrund dafür sein,
daß der Motorroller "Wiesel" trotz bestimmter Nachteile, wie sie
zum Beispiel die geringere Beschleunigungsfähigkeit betrachtet im
Verhältnis zu einem gleich starken Motorrad ist, sich einer großen
Beliebtheit bei uns erfreut. Zum anderen aber beweist das auch eine
von uns schon oft vertretene Theorie, nämlich, daß sich das Motorrad
noch mehr Freunde erwerben könnte, wenn es in dieser Beziehung einen nur
annähernd gleichen Fahrkomfort bieten würde wie der Motorroller-
Es ist so, daß heute sogar viele jüngere Menschein, die sich früher
ausschließlich dem Motorrad als Beförderungsmittel und Sportgerät zu-
wandten, eben aus Gründen des Witterungsschutzes den Motorroller
vorziehen.
Der Wetterschutz, den das "Wiesel*" von der Konstruktion aus
schon bietet, kann durch die zusätzlich zu erwerbende
Windschutzscheibe noch wesentlich erhöht werden. Wir haben
derartige Scheiben, geeignet für "Wiesel" und "Pitty" in einer
Bcihe von Fachgeschäften zu einem Preise von etwa 50,— DM
gesehen und glauben, daß der Motorroller "Wiesel" durch diese
zusätzliche Scheibe einem recht wetterfesten Zweiradfahrzeug sehr
nahekommt.
Um unseren Lobeshymden nun gleich selbst die Spitze ab-
zubrechen, der Fahrer sitzt grundsätzlich und immer geschützt,
ganz gleich, ob Schnee fällt, ob man über Sand- und Staubstraßen
fährt oder ob Wasserdurchfahrten zu überwinden sind. Beim
Mitfahrer oder der Mitfahrerin kann man das nicht immer
behaupten. Unseren Beobachtungen zufolge spritzt eben doch immer
wieder Dreck gegen die perlonbestrumpften. Waden der Sozia. Das ist
 
insofern schlimmer als beim Motorradfahren, weil man eben, fährt
man Motorrad, sich in jeder Beziehung mit der Bekleidung darauf
einrichtet. Dort weiß man es, dort ist man darüber weder
verwun­dert noch entrüstet Aber beim Motorroller kriegt die
zweite Person auch unerwartet einmal Dreckspritzer ab.
Andererseitz aber, die Typenbezeichnung SR 56 heißt nach
Werkssauslegung Stadtroller 1958, mit Stadtstraßen, was
Schmutzschutz anbelangt, wird das "Wiesel" für Fahrer und
Beifahrer ohne weiteres fertig. Die Fahrleistung andererseits
ist so, daß die Einsatzmöglichkeiten dieses Rollers keinesfalls
nur auf den Stadtbereich beschränkt bleiben, und dann eben tritt
das vorher Geschilderte auf.
Wir sagten vorhin, die Beurteilung der Fahreigenschaften ist eine
subjektive Angelegenheit. Kommt man vom guten Motorrad, dann Ist
man vom Motorroller nicht befriedigt. Kommt man von der
Starrahmenmaschine, dann hat man am "Wiesel" seine Freude, und
als neuer Kraftfahrzeugbesitzer hat man überhaupt keine eigenen
Vergleichsmaßstäbe und wird mit den Ansprüchen, die man an den
Motorroller stellt, sich in dem Rahmen dessen bewegen, was der
Motorroller auch tatsächlich bietet. Das "Wiesel" hat so zum
Beispiel gegenüber seinem Vorläufer "Pitty" eine parallel
geführte Trapezschwinge, währenddessen der "Pitty" mit einer
einfachen Triebsatzschwinge ausgerüstet war. Beide
Konstruktionen gewährleisten, daß sich beim Ein- oder Ausfedern
der Achsabstand zum Kettenritzel am Getriebe und
Hinterrad-Kettenrad nicht verändert. Die Trapezschwinge des
"Wiesel" garantiert jedoch eine günstigere Führung des
Hinterrades und setzt das Gewicht der gefederten Massen gegenüber
der Triebsatzschwinge herab. In diesem Zusammenhang sei gleich
darauf hingewiesen, daß auch beim "Wiesel" die Kettenabdeckung,
ähnlich wie bei der MZ 125, mit Gummischläuchen erfolgt. Die
Trapezschwinge ist drehstabgefedert und besitzt außerdem eine
zusätzliche Gummihülsenfeder die gleichzeitig die Dämpfung
übernimmt Eine Einstellung der Federelemente auf Solo- oder
Soziusbetrieb ist nicht möglich. Fälle von gebrochenen
Torsionsstäben sind uns nicht bekannt Sollte dies aber
tatsächlich einmal passieren, dann keine Angst. Von den
Konstrukteuren des "Wiesel" wurden rechts und links des Inneren
Kotflügels zwei Anschläge vorgesehen, die gewährleisten, daß sich
trotz gebrochenen Torsionsstabes das Hinterrad noch frei drehen
kann. Man kann eben dann, tritt ein solcher Bruch ein, nur noch
ungefedert weiterfahren.
Das Nachspannen der Kette erfolgt beim "Wiesel" durch zwei
Kurvenscheiben, die links und rechts auf der Hinterradachse
sitzen und an entsprechenden Anschlägen anliegen. Man braucht
praktisch lediglich die Achsmuttern zu lockern und die
Kurvenscheiben eine oder mehrere Kerben welterzudrehen, um die
Kette zo spannen.
Das Vorderrad ist in einer Kurzschwinge aufgehängt, das heißt,
die Fahrbahnstöße werden über Schwinghebel und Pleuel auf die von
Federkolben in Gabelrohren geführten proportional wirkenden
Spiraldruckfedern übertragen und sollen dort geschwächt bzw.
vernichtet werden. Der Federweg beträgt 60 mm. Eine Dämpfung ist
nicht vorhanden. Die Kurzschwinggabel überträgt natürlich
auftretende Stöße durch Fahrbahnunebenheiten ziemlich kräftig.
Das hängt auch mit einer zwangsläufigen Eigenschaft des geringen
Raddurchmessers zusammen; 12 Zoll fallen eben leichter in ein
Loch als 16 oder 19 Zoll,ufigen Eigenschaft des geringen
Raddurchmessers zusammen; 12 Zoll fallen eben leichter in
ein Loch als 16 oder 19 Zoll,

Dieses Foto soll nur dar-
stellen wie übersichtlich
die ganze Kabelei, Zünd-
spule und Regler ange-
gracht sind. Deutlich er-
kennbar sind die quer zur
Fahrtrichtung angeordne-
ten Kühlrippen des Zy-
linderkopfes. Vermißt ha-
ben wir den bereits für
den "Pitty" angeregten
Handlampenstecker (siehe
Heft 5/1955). Weshalb man
in den Werken solchen kleinen
echten Verbesserungsvor-
schlägen so hartleibig gegen-
übersteht, ist uns unverständlich.



um gleich den grundsätzlichen Vorteil der kleinen Räder zu
nennen, der Motorroller "Wiesel" hat einen außerordentlich tiefen
Schwerpunkt, der vor allem ungeübteren Fahrern ein relativ
sicheres Fahren gewährleistet. Damit wären wir wieder bei den
Fahreigenschaften. Durch die günstige Schwerpunktlage des Fahr-
zeugs kann man sich mit dem "Wiesel" allerhand erlauben. Es
nimmt zum Beispiel ziemlich große Kurvenschräglagen ebenso-
wenig übel wie Straßenbahnschienen und schräg zur Fahrtrichtung
verlaufende Querrinnen. Allerdings, was gerade die Kurvenlage
anbelangt, ist zu beachten, daß ein Motorroller gelenkt und nicht
gedrückt oder gelegt wird. Kriegt man bei starker Kurvenlage, also
kräftigem Lenkereinschlag, ein tieferes Schlagloch unter den "Vor-
derfuß, dann muß man sich sehr in acht nehmen, denn allzu
leicht verreißt man dann als ungeübter Fahrer die Lenkung. Die
soeben beschriebene Situation wird bei 95 Prozent aller Rollerfahrer
nicht auftreten, denn dazu muß man schon mit einem ziemlichen
"Affenzahn" durch die Kurve gehen.

Wir haben den "Wiesel" auch über einen Teil unserer Gelände-
versuchsstrecke gejagt und hatten nicht damit gerechnet, durch
diese Sandwüste überhaupt durchzukommen. Um so mehr waren
wir von den erstaunlich guten Führungseigenschaften der kleinen
Räder überrascht. Das einzige, was passierte, war, daß das Heck
ein bißchen geschwänzelt hat. Aber das macht auch jedes Motor-
rad. Auf kurzen Bodenwellen im Gelände reagierte die Federung
erstaunlich weich. Es ist also durchaus nicht so, daß man den
Roller nur auf guten Straßen fahren kann. Man kommt auch im
Gelände ganz schön vorwärts und Sie brauchen sich davor durch-
aus nicht zu scheuen. Der "Wiesel" ist im Gelände jedenfalls hand-
licher und leichter zu beherrschen als beispielsweise ein 4-Zentner-
Motorrad.

In bezug auf Windempfindlichkeit bereitet man sich unwillkürlich
auf eine ganze Menge vor, wenn man sich das vollverkleidete
Fahrzeug mit seinen großen Angriffsflächen betrachtet. Um so
angenehmer überrascht ist man dann, daß der "Wiesel" auch auf
starken böigen Seitenwind kaum reagiert. Bedenken in dieser
Hinsicht sind völlig unbegründet.
Die Sitzbank befriedigte uns nicht ganz. Sie hat nämlich einen
Nachteil, und das ist ihre nicht profilierte Sitzfläche. Man weiß
nie, wie man sich richtig draufsetzen soll. Daran sind vor allem
die weichen Kanten schuld. Um es ganz klar zu sagen, man hat
auf der Sitzbank keinen richtigen Halt nach den Seiten hin. Da
aber andererseits auch harte Kanten Sitzbeschwerden verursachen
würden, glauben wir, dem Werk eine Anregung für ein eventuelles
Modell 1958 gleich hiermit auf den Weg geben zu dürfen: So
etwas wir die Sättel der MZ-ES würde vermutlich eine optimale
Lösung für den Sitzkomfort des Motorrollers bringen.

Noch etwas zur Sitzbank. Die Forderung, daß die Sitzbank ver-
schließbar gestaltet sein müsse, ist nicht neu und wurde von vielen
Wiesen-Besitzern oft erhoben. Auch wir schließen uns dieser
Forderung an. Sicher, man kann mit Basteln manches erreichen,
aber so was müßte doch vom Hersteller sofort beachtet werden.
An und für sich ist die hochklappbare Sitzbank schon ein Knüller,
denn man kommt recht gut an den Werkzeugbehälter und, da
dieser herausnehmbar ist, auch gut an die Kerze heran. Auch
der Tankverschluß liegt unter der hochklappbaren Sitzbank.
Das Werkzeug in dem unter der Sitzbank liegenden Kasten ist, na
sagen wir, Durchschnitt. Allerdings verstehen wir nicht, weshalb
man eine ganze Reihe von 10er Sechskant-Schrauben und Muttern
verwandt hat, ohne einen 10er Schlüssel beizulegen. Auch eine
Kombizange vermissen wir im Werkzeug. Da uns die Sollaus-
rüstung an Werkzeug nicht bekannt ist, ist es ja auch möglich,
daß ein Vorbesitzer dieses Rollers die Kombizange weg-
gefunden hat.

Was nach unserer Auffassung unbedingt ins Werkzeug gehört, ist
mindestens ein Keilriemen zum Gebläseantrieb. Wir hatten das
Pech, daß uns innerhalb eines Tages zwei Keilriemen kaputt-
gingen. Wenn man einen gut eingefahrenen Motor hat, ist es mög-
lich, mit äußerster Vorsicht einige Kilometer weiterzutrudeln, aber
direkt ratsam ist diese Gcwaltmethode nicht. Der Keilriemen-
wechsel ist recht einfach und in drei bis vier Minuten erledigt
Um jedoch an das Gebläse heranzukommen, muß man selbst-
verständlich die hintere Rollerverkleidung, die von drei Knebel-
schrauben gehalten wird, abnehmen, und jetzt kommt das große
Kunststück, das Wiederaufsetzen der Haube. Es ist nicht so wie
beim Vorläufer "Pitty", daß da evtl. die Halterungen der Knebel-
schrauben nicht übereinpaßten. Darüber konnten wir nicht klagen.
Aber klugerweise hat man, um Klirrgeräusche zu verhindern,
zwischen der gegossenen Bodenplatte und der Haube zwei Gummi-
köder vorgesehen, die wohl eigentlich an dem unteren Rand der
Haube befestigt sein müßten. Sie sind es nicht, und so wird das
Aufsetzen der Haube und Einfädeln der Gummiköder je nach
Temperament zu einem mehr oder weniger erregenden Gedulds-
spiel.

In diesem Zusammenhang gleich noch etwas zur Verkleidung. Die
Öffnung zum Benzinhahn und zum Starterschieber, durch die auch
der Ferntupfer durchgeführt wird, ist mit einer Klappe verschließ-
bar. Verschließbar im wahrsten Sinne des Wortes, denn dort hat
 

technische Daten


Motor
Baumuster:RT 125 1 M
Arbeitsvervahren:Zweitackt, Umkehrspülung
Zylinderanzahl:Einzylinder, stehend
Hub: 58 mm
Bohrung: 52 mm
Hubraum: 123 cm3
Verdichtungsverhältnis: 1 : 6,25
Dauerleistung: 4,25 PS bei 4000 U/min
Höchstleistung: 5,00 PS bei 5100 U/min
Kühlung: Luft (Axialdruckgebläse)
Schmierung: Gemischschmierung 1:25
Vergaser: BVF NB 20 (Flachschieber)
Vergasereinstellung:HD 85, noch Einlaufzeit von etwa 2000 km
HD 80
Luftfilter:Naßluftfilter mit Starteinrichtung,
Batterie-Zündung IKA
Lichtmaschine: GMR 30 45 W, 6 Volt
Kraftstoffverbrauch:3,2 Liter 100 km bei 60 km Geschwindigkeit

Motor
Kupplung:Mehrscheibenkupplung im Ölbad
Getriebe: BauartI: Zahnrad-Getriebe (Wechselgetriebe)
Schaltung:Fußschaltung
Anzahl der Gänge:3

Übersetzungen und Höchstgeschwindigkeiten in den einzelnen Gängen
Übersetzungsverhältnis Höchstgeschwindigkeit
1. Gang
21.6
20.2 km/ h
2. Gang
9,9
44.0 km/ h
3. Gang
6,9
63.2 hm/ h

KraftübertragungHülsenkelte 3 8" x 7,7 x 5 ,. 44 Glieder
Motor Gelriebe 
Kraftübertragung Rollenkette 1 4" x. 1 2", 94 Rollen
Getriebe Hinterrad in Gummihülsen
Übersetzung Motor Getriebe2,75
Getriebe Hinterrad 2.5
Art der Federung vorn Schwingabelfederung (proporlional)
Art der Federung hintenTrapezschwinge, Drehstab und Gummifederung
Bremse vorn hinten Innenbackenbremse 150 mm 0
Räder Vollscheiberräder
Reifengröße 2.50 C • 12 (Tiefbettfelge)
Bereifung 3.50-12"
 Hinterrad 1,5 atü für Solo
 Vorderrad 1.2 atü für Solo
 hinten 2 atü für Sozius
 und vorn 1.2 atü für Sozius
Radstand1430 mm
Länge, Breite, Höhe2080 rnm, 650 mm, 970 mm
Wendekreisetwa 4,00 m
Bodenfreiheitetwa 115 mm (belastet)
Fahrzeuggewichtetwa 124 kg
Zulässiges Gesamtgewicht300 kg
Niedrigste 
Dauergeschwindigkeit12 km/h
Autobahngeschwindigkeit60 km/h
Höchstgeschwindigkeit70 hm/h
Fahrbereich mit einer Tankfüllung etwa 350 km

Preis 2300 DM
BerlinDDR
Steuer24,- DM24.- DM
Haftpflicht26,30 DM21,30 DM
Vollkasko157.50 DM120,- DM

Der Lenker und das Arma-
turenbrett des Wiesel.
Leider sind die Schnell-
verstellmuttern am Brems-
und Kupplungshebel kaum zu sehen.



Hier sind klar die Schwin-
gen, der obere Anschlag,
die Kettenspanner und
auch die Kettenverkapse-
lung zu sehen.
man das Sicherheitsschloß eingebaut, das an der Sitzbank fehlt
Funktionen ist die Verschließbarkeit dieser Klappe absolut unnütz
und stellt auch keine zusätzliche Sicherung gegen unbefugtes Be-
nutzen des Motorrollers dar. Vielmehr verführt sie lediglich dazu,
den Benzinhahn ständig offen zu lassen, um dieses dauernde Auf-
und Zuschließen zu vermeiden. Da der kalte Roller ohne Betätigen
der Starterklappe natürlich nur mit erheblichem Überschwemmen
des Vergasers anspringt, führt das Sicherheitsschloß an dieser
Stelle noch zu erhöhtem Kraftstoffverbrauch.

Weil wir gerade unsere Beanstandungen aufzählten, wollen wir
das nicht vergessen, was Ludwigsfelde vergessen hat, nämlich das
Stopplicht für den Motorroller. Das Stopplicht ist vor allen Dingen
deshalb so wichtig, weil dir Bremsen recht gut ziehen und der
Roller auf verhältnismäßig kurze Entfernungen zum Stehen ge-
bracht werden kann. Ein Stopplicht am Fahrzeug ist, auch wenn
es die Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung noch nicht ausdrück-
lich fordert, für den fürsorglichen Kraftfahrer ein beruhigendes
Gefühl.

Bevor wir uns mit einigen Kleinigkeiten beschäftigen, noch eine
Sache, die uns gar nicht gefallen hat. Das ist die Art, wie man den
Motorroller "Wiesel" schalten muß. Wir verstehen nicht ganz,
warum man von dem bewährten Kippschalter, wie er beim Motor-
roller "Pitty" gewählt wurde, beim "Wiesel" zugunsten eines Zug-
und Drudtscnalters abgegangen ist. Beim "Pitty" war das u. E.
wirklich eleganter gelöst.

Den Motor behandeln wir deshalb so weit hinten und an sich auch
nur kurz, weil er fast unverändert vom Vorgänger "Pitty" über-
nommen wurde und weil es zu seiner Güte und Leistungsfähigkeit
nur Gutes zu sagen gibt Der 125-cm'-Rollermotor mit Axial-
gebläse ist einwandfrei und, da durch das Gebläse, dessen Druck-
leistung in Abhängigkeit zu den Motordrehzahlen steht, stets
gesunde thermische Verhältnisse gewährleistet sind, vermutlich
auch von langer Lebensdauer. Zu sagen wäre hierzu nur, daß der

Gut zugänglich sind Kerze Gebläsekontrollschaltung und der Tankverschluß.
Der Werkzeugkasten lehnt am Reserveradwird in die Öffnung vorn eingesetzt.
Bild rechts zeigt die Schaltseite des Rollers ohne Verkleidung. Ganz vorn
unter dem Trittbrett ist ein Stück des Schnellständers gerade noch zu sehen.

Rollermotor ebenso wie alle modernen Zweitaktmotoren gern ober-
halb des mittleren Drehzahlbereiches gefahren werden will. Dem
Rollermotor tut das Langsamfahren in den großen Gängen ebenso-
wenig gut wie einem Motorrad. Wir erreichten übrigens eine
Spitzengeschwindigkeit von 76 km/h. Das Geräusch, das dieser
Motorroller "Wiesel" beim Betrieb macht, ist, wir haben keine
Phonmessungen vorgenommen, möglicherweise vor der Kfz-
Zulassungsbehörde Rerade noch vertretbar. Machen wir es kurz
Es sollte bei einer Weiterentwicklung dieses oder anderer

________
* Eine Fußnote für unsere Stammleser: ID 05—15 (Heft l/55) läuft
noch immer treu und brav. Bei 14 000 km war ein neuer Kolben fällig. weil
jemand versuchte, ohne Gebläse mit Höchstgeschwindigkeit 45 km weit zu
fahren. Ansonsten hat er mal neuen Lack bekommen und dürfte jetzt bei
etwa 26 000 km sein.
Motorroller das Ziel sein, die Arbeitsgeräusche des Motors und Ge-
bläses erheblich zu vermindern.

Vor einiger Zeit trudelte m unserer Redaktion ein Leserbriet ein,
den wir mit diesem Abschnitt gleich öffentlich beantworten wollen.
Da fragt man bei uns an, wer in der Deutschen Demokratischen
Republik Seitenwagen für den Motorroller "Wiesel" herstellt

Also erstens werden bei uns schon nicht genügend Seitenwagen
für Motorräder hergestellt, mit der Seitenwagen-Produktion für
Motorroller wird sich also kaum jemand beschäftigen können; aber
zweitens selbst wenn es Roller-Seitenwagen geben würde, so wür-
den wir von der Verwendung des Motorrollers "Wiesel" als Ge-
spannmaschine mit aller Entschiedenheit abraten. Der Achtelliter-
Motor ist gut, er ist sogar sehr gut, aber man bedenke doch, daß
dieser Motor schon ein verhältnismäßig größeres Mehrgewicht zu
schleppen hat als im Motorrad. Dazu noch ein Seitenwagen? Das
wäre wirklicher Mord an diesem kleinen, recht ansprechenden
Fahrzeug.

Zum Schluß noch: Wir werden immer und immer wieder gefragt,
wann denn nun einmal bei uns In der DDR größere Roller, das

heißt mit stärkerem Motor, auf dem Markt erscheinen. Wir kön-
nen auch hier nur wieder sagen, wir wissen es nicht. Sicher wird
man da oder dort an irgendwelchen Entwicklungen arbeiten.
Aber ein erfolgreich durchgeführter Entwicklungsauftrag besagt
noch lange nicht, daß auch eine Produktion erfolgreich aufgezogen
werden kann. Wenn wir ein kleines bißchen Prophet spielen dür-
fen, so sehen wir irgendwie die Vergrößerung des Hubraumes für
den Motorroller „Wiesel" im nächsten Jahre. Wir halten es durch-
aus für möglich, daß man den bewährten MZ-Motor in einer Motor-
roller-Ausgabe auf 150 cm3 bringt Das dürfte dann etwa einer
Höchstleistung von gut 6 PS entsprechen, und damit wird wahr-
scheinlich das „Wiesel" an die Fahrleistungen der MZ 125 heran-
reichen.                     —aus. + e—p

     Von einer Veröffentlichung der Beschleunigungswerte haben wir ab-
     gesehen da diese Angaben beim Motorroller für den Durchschnitts-
     fahrer kaum von Interesse ist.
     
     Die Steigleistung ist ebenfalls insofern nicht interessant, da es kaum
     Straßen geben wird, die das "Wiesel", wenn auch im ersten Gang, nicht
     schafft.
     
     Die Leistungen der Bremsen sind sehr gut. Aus 48 km/h kommt der
     RolIer beim Einsatz beider Bremsen auf feuchten Steinpflaster bei
     6 m zum Stehen.
     
     Der Kraftstoffverbrauch bewgte sich zwichen 3,3 l/100 km und
     3,7 l/100 km. Das sind reale und doch recht gute Werte.


siehe auch
  • Testbericht des SR 59 Berlin im Deutschen Straßenverkehr 8/59

  • Testbericht des SR 59 Berlin im Straßenverkehr 10/59